Informationen für Angehörige
Sie haben eine Partnerin, einen Partner, ein betroffenes Elternteil oder sind anderweitig mit einem älteren Menschen intensiv verbunden, so dass Sie sich Sorgen um den Betreffenden machen? Wir haben Ihnen auf dieser Seite einige Informationen zusammenstellt, die es Ihnen vielleicht ermöglichen die Situationen etwas klarer einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen für sich und den Betroffenen in die Wege zu leiten.
Zuerst einmal die Feststellung Sie sind mit dieser Problematik nicht alleine. Probleme im Umgang mit Suchtmitteln und d.h. in aller Regel mit Alkohol und/oder Medikamenten, zurzeit noch eher selten im Umgang mit Drogen, sind auch gerade bei älteren Menschen keine Seltenheit. In Bezug auf Alkohol entsteht eine Problematik in der Regel dadurch, dass die Betroffenen durch den Konsum von Alkohol in den Momenten, in denen sie konsumieren, dadurch einen Vorteil erleben. Dieser Vorteil besteht vor allem in der er als positiv erlebten Veränderung ihrer Befindlichkeit. Es mag durchaus auch sein, dass Alkohol, in welcher Form auch immer, gut schmeckt, letztendlich ist es jedoch die Wirkung, die Menschen dazu veranlasst, diese Substanz wieder aufzunehmen. Positive Wirkungen können darin bestehen, dass man z.B. in einer Trauersituation, sollte ein wichtiger Mensch gestorben sein, sich mit Alkohol tröstet, oder auch im weiteren Verlauf das Alleinsein kompensiert oder auch den Übergang von einer sinnerfüllten Erwerbstätigkeit hin in ein Rentendasein nicht so gut bewältigt. Die Wirkung von Alkohol besteht oft in einer Form der Erleichterung, des Vergessen Könnens, in einer betäubenden Wirkung hinsichtlich von Schmerzen aber auch unangenehmer Erinnerungen, als Mittel zum Einschlafen oder auch um in einen Zustand versetzt zu werden, in welchem es einem einfacher fällt Kontakt aufzunehmen.
Sie als Angehöriger sehen die Entwicklung oftmals sehr viel klarer als der Betroffene selbst. Zur Entwicklung einer Abhängigkeit gehört es, dass die Betroffenen selbst ihre Situation bagatellisieren, sich eher an anderen Menschen orientieren die noch viel mehr trinken und die mit dem Trinken verbundene Gefahr der Entstehung auch einer körperlichen Abhängigkeit komplett ignorieren. Sie erkennen in aller Regel, dass sich die Zeiträume in denen nicht getrunken wird, verkürzen, Sie erkennen auch die psychischen Veränderungen Ihrer Angehörigen und dem entsprechend haben Sie eine große Verantwortung und auch Chance dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten.
Wahrscheinlich jedoch haben Sie auch die Erfahrung gemacht, dass ein kritischer Einwand von Ihrer Seite mit vielen Argumenten zunichte gemacht wird, vielleicht auch sehr ärgerlich reagiert wird, sich doch nichts wegnehmen zu lassen und Ihre gut gemeinten Ratschläge scheinbar verhallen. So wie viele suchtgefährdete Menschen ihre eigene Situation sehr unrealistisch einschätzen, genauso haben Sie untergründig wahnsinnig viel Angst etwas weggenommen zu bekommen, was ihnen ja doch geholfen hat. Diese Angst ist oft unbewusst und äußert sich eher in Ärger und Aggressionen. Die Tatsache, dass Sie sich jetzt und hier, indem Sie dies lesen informieren, verdeutlicht, dass Sie eine gewisse Problematik wahrgenommen haben und dass Sie Veränderungsbedarf sehen. Sich Unterstützung dabei zu holen und vielleicht nur indem Sie hier zusätzliche Informationen sammeln, vielleicht aber auch darüber hinaus Kontaktangebote suchen, ist für den Betroffenen letztendlich lebenswichtig. Übermäßiger Alkohol- und/oder Medikamentenkonsum führt letztendlich unweigerlich zu einem früheren Ableben. Darüber hinaus ist es für Menschen die einem nahe stehen doch das oberste Ziel, dass deren Lebensqualität so hoch wie möglich sein sollte.
Was also können Sie tun? Die auf dieser gesamten Homepage hinterlegten Kontaktaderessen sind nicht nur für Betroffene sondern in der Regel auch für Sie als Angehörige kontaktierbar. Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Kliniken, das gesamte Netz im Lahn-Dill-Kreis bietet eine Reihe von Möglichkeiten, dass Sie als Angehörige in Ihrer Situation kompetente Hilfe bekommen. Nur wenn Sie eine konsequente Haltung einnehmen und nur wenn Sie nicht mehr bereit sind das Verhalten Ihres Angehörigen so weiter zu tolerieren, nur dann hat dieser eine Chance überhaupt etwas zu verändern. Sollten Sie es lediglich auf der Ebene der verbalen Kritik belassen, wird diese im Laufe der Zeit vollkommen unwirksam. „Ach lass die doch reden, die hört auch wieder auf“. Letztendlich sind es die Betroffenen selbst die, haben sie einmal den Weg in eine Behandlung gefunden, selbst einsehen, dass nur das konsequente Verhalten ihrer Angehörigen letztendlich dazu geführt hat, dass sie sich in Behandlung begeben haben und das genau dies der einzig richtige Schritt gewesen ist. Dies in der Zeit während des Konsums zu erkennen ist eine Überforderung!
Was oben über den Umgang mit Alkohol formuliert wurde gilt in abgewandelter Form auch für den Umgang mit stimmungsverändernden Medikamenten. Meistens ärztlich verordnet haben Ihre Angehörige bestimmte Medikamente verschrieben bekommen und diese vielleicht zu Beginn auch entsprechend den Empfehlungen eingenommen. Sollten Sie jedoch beobachten, dass die Packung schneller leer wird als früher, das weitere Substanzen dazugekommen sind oder dass durch die Einnahme der Substanzen negative Begleitsymptome entstanden sind, sollten Sie reagieren. Gerade im Umgang mit Schmerzmitteln, welche sehr gerne einmal überdosiert werden und dann, da die Entzugserscheinungen von Schmerzmitteln wiederum Schmerzen hervorrufen auch wiederholt und vermehrt eingenommen werden, stellt heute eine besondere Problematik dar. Letztendlich wird versucht über immer stärkere Mittel eine Linderung herbeizuführen ohne jedoch das ursprüngliche Symptom wirklich zu behandeln. Auch die Medikamente die im Rahmen von Unruhezuständen, Ein- und Durchschlafstörungen sowie massiv gedrückter Stimmung verschrieben werden können, stellen eine hohe Gefahr der Gewöhnung dar. Sollten Sie den Eindruck haben, dass die ärztlich verordnete Menge und vor allem auch die Dauer der Einnahme deutlich überschritten wird sollten Sie kritisch sein, dass hinterfragen und mit Ihren Angehörigen über alternative Möglichkeiten sprechen. Diesbezüglich ist sicherlich auch Ihr Hausarzt ein guter Ansprechpartner.
Bei all dem was Sie tun sind Sie sich sicher, dass, auch und gerade dann wenn Sie erst einmal gegen einen Widerstand des Betroffenen handeln müssen, Sie letztendlich doch für ihn etwas Gutes tun! Die mangelnde realistische Selbsteinschätzung der Betroffenen ist ein Teil einer möglichen Erkrankung!
Erkennen – Helfen
Betroffene brauchen Ansprache, konkrete Hilfe und produktive Unterstützung. Wegschauen, bagatellisieren und eine abwartende Haltung sind wenig hilfreich.
Folgende Beobachtungen können Warnzeichen sein:
- es werden viele verschiedene Medikamente, insbesondere solche mit einer Suchtpotenz eingenommen
- der ältere Mensch wirkt benommen, gangunsicher, verwirrt, sprachlich eingeschränkt, wahrnehmbar alkoholisiert
- es existiert eine Fülle leerer Flaschen alkoholischer Getränke oder Sie werden gebeten, solche zu besorgen
- in der Vergangenheit kam es schon häufi ger zu Unfällen, Verletzungen, Stürzen