Information für Betroffene

Eine Grundaussage für Menschen die Probleme im Umgang mit Suchtmitteln haben lautet: „Es ist keine Schande solch ein Problem zu haben, es ist aber sehr, sehr schade nichts dagegen zu tun“!

Mit den folgenden Informationen möchten wir Sie, die Sie vielleicht darüber nachdenken ob der Konsum von Alkohol, Medikamenten oder Drogen für Sie persönlich sich noch in einem normalen Rahmen befindet, vermitteln. Vielleicht entdecken Sie mit Hilfe der Informationen, dass Ihr Verhalten, sollten Sie es so weiter fortführen, nicht gerade gesundheitsförderlich ist. Wir möchten ihnen neben diesen Informationen vor allem Wege aufzeigen, wie Sie Ihr eigenes Verhalten vielleicht verändern können und wer Ihnen dabei eine Hilfe sein könnte.

Wir hoffen sehr Sie mit diesen Informationen zu erreichen, möchten jedoch an dieser Stelle schon einmal betonen, dass ein persönliches Gespräch zur Erläuterung Ihrer Gesamtsituation der beste Weg ist um persönliche Klarheit zu gewinnen. Auch dafür stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

 

Sicherlich geöhrt Alkohol in unserer Gesellschaft irgendwie dazu. Je nach persönlichem Geschmack sind bestimmte Alkoholika bestimmt ein Genuss und können dazu dienen sich wohlzufühlen. Das Problem liegt eher darin, dass der chemische Stoff Alkohol, egal welchen Mantel er um hat, ob Apfelwein, Whiskey oder Champagner für unseren Körper ab einer bestimmten Menge einfach ungesund ist. Das haben wir vielleicht schon irgendwo mehrfach gehört, aber halten wir uns auch daran? Taucht die Frage auf, was neben dem vielleicht guten Geschmack am Alkohol noch reizvoll ist. Fest steht, dass Alkohol eine sogenannte psychotrope Substanz ist. Das heißt übersetzt, dass wir durch den Konsum von Alkohol etwas in uns verändern können. Diese Veränderung funktioniert erst einmal in eine positive Richtung, soll heißen, wenn wir trinken, verspüren wir so etwas wie einen Vorteil, einen Gewinn dadurch. Das kann gerade für ältere Menschen heißen:

 

 

  • Schmerzen nicht mehr so wahrnehmen
  • Einschlafen können
  • Sich nicht mehr alleine fühlen
  • Nur in diesem Zustand Kontakt aufnehmen zu können

 

Dies wird durchaus als angenehm empfunden und dementsprechend auch öfters wiederholt. Nun ist es aber leider auch so, dass ein älterer Mensch, und als älter sind hier Menschen ab 55 schon zu bezeichnen, Alkohol gar nicht mehr so gut vertragen wie das für jüngere Menschen der Fall ist. Das hängt mit unserem Körper und unserer Biologie zusammen. Ältere Menschen haben z.B. weniger Flüssigkeiten in ihrem Körper und dafür zum Teil mehr Fettanteile. Das ist ganz normal! Für den Alkohol heißt das jedoch, dass schon geringere Mengen ausreichen, um eine erhöhte Alkoholkonzentration im Körper herzustellen. Dies bedeutet z.B. auch, dass die entsprechende Leber und das Verdauungssystem noch mehr arbeiten müssen, aber vielleicht auch schon ein ganz kleines bisschen ‚müde‘ sind. Eine weitere wesentliche Rolle spielt unser Gehirn. Menschen bleiben, zum Glück, bis ins hohe Alter, immer in der Lage zu lernen. Während wir aber vielleicht im Alter Dinge, die nicht ganz so wichtig sind, schon einmal leichter verlernen, bleiben Verhaltensweisen, aus denen wir einen Gewinn ziehen, erstaunlich fest in unserem Gedächtnis verhaftet. Wir nennen so etwas auch Entstehung eines Suchtgedächtnisses! Dies soll nichts weiter heißen, als dass, sollten wir einmal gelernt haben, dass wir mit Alkohol besser entspannen, besser einschlafen oder das Alleinsein besser aushalten können, wir immer wieder darauf zurückgreifen wollen. So kann über die Zeit hinweg sowohl eine seelische als auch eine körperliche Abhängigkeit entstehen. Abhängigkeit heißt in diesem Falle, dass der Wunsch in bestimmen Situationen immer und immer wieder Alkohol zu konsumieren sehr stark werden kann. So stark, dass andere Dinge, die vielleicht gesünder wären, in den Hintergrund treten. Selbst, wenn mir dann der Hausarzt sagt, dass vielleicht etwas weniger letztendlich besser für mich wäre, ist der starke Wunsch zu trinken oftmals stärker.

Selbstverständlich fallen einem immer Menschen ein, die noch mehr trinken als man selbst. Aber wie sieht es zum Beispiel mit folgenden Fragen aus? :

Wie viel Alkohol trinke ich wirklich am Tag?

Wenn ich davon ausgehe, dass z.B. 0,3 l Bier, 0,2 l Wein, 0,1 l Sherry oder andere Spirituosen jedes für sich genommen schon eine Tageshöchstgrenze für die Verträglichkeit darstellen, wie sieht es dann mit meinem Konsum aus?

Warum genau trinke ich Alkohol? Wirklich nur weil er gut schmeckt, oder weil ich damit eben einschlafen kann, vergessen kann und mich nur darüber wohlfühlen kann?

 

Vielleicht haben diese Fragen Sie neugierig gemacht und Sie haben Interesse sich noch weiter zu informieren. Dann können Sie das z.B. im Internet unter folgenden Adressen tun www.suchthilfe-wetzlar.de www.klinik-eschenburg.de oder sich auch mit Hilfe eines persönlichen Gesprächs,einen Termin ausmachen entweder unter der Telefonnummer der Suchthilfe Wetzlar e.V. 06441/210 290 oder bei der Klinik Eschenburg unter 02774/913411.

 

Vielleicht sind aber auch weniger der Alkohol sondern bestimmte Medikamente Ihr Problem. Was heißt eigentlich Problem? Vielleicht gilt es grundsätzlich erst einmal zu klären, ob das was sie an Medikamenten einnehmen wirklich dem entspricht, was Ihnen Ihr Arzt irgendwann wirklich einmal verschrieben hat. Medikamente können wirklich ein Segen sein und haben uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten geholfen eine Reihe von Krankheiten besser in den Griff zu bekommen. Dies bezieht sich nicht nur auf direkt körperliche Krankheiten, wie Bluthochdruck, Diabetes oder auch verschiedene Hautkrankheiten, sondern vor allem auch auf der psychischen Ebene. Medikamente gegen Ängste, Depressionen aber auch gegen Schmerzen haben heute deutlich weniger Nebenwirkungen als noch vor vielen Jahren. Trotzdem bergen auch heute noch viele Medikamente die Gefahr, wenn man sie zu lange und zu oft nimmt, sehr ungesund zu sein.

Wir möchten Ihnen jetzt ein paar Gruppen von Medikamenten vorstellen, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Die deutsche Hauptstelle für Suchtfragen veröffentlicht jedes Jahr eine Liste der Medikamente, die am meisten von Ärzten verordnet und die am meisten ohne Verordnung in Apotheken gekauft wurden. So findet man unter den zehn meist freiverkäuflichen Medikamenten sieben Medikamente gegen Schmerzen. Wenn diese wirklich alle genommen werden, ist dies eine fast unvorstellbare Menge von über 74 Millionen Packungen pro Jahr. Wie oft nehmen Sie Schmerzmittel? Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass eine bestimmte Anzahl von Schmerzmitteln nicht mehr ausreicht, um Ihre Schmerzen zu bekämpfen und Sie letztendlich stärkere Mittel benötigt haben und dann vielleicht auch von Ihrem Arzt Medikamente gegen Schmerzen verordnet bekommen haben? Wurden auch diese Medikamente im Laufe der Zeit häufiger eingenommen? Wenn man zu viel Alkohol getrunken hat, kann es vorkommen, dass man am nächsten Tag einen ‚Kater‘ hat. Wenn man zu viel Schmerzmittel konsumiert hat, kann es vorkommen, dass man am nächsten Tag deshalb Schmerzen hat. Dies führt in vielen Fällen natürlich dazu, dass man wieder Schmerzmittel nimmt und so entsteht ein Teufelskreis aus dem man nur ganz schwer wieder herauskommt. Betrachtet man diese Medikamente, die ein besonders hohes Abhängigkeitspotential haben, so fallen vor allem Schlafmittel und sogenannte Tranquilizer, also Benzodiazepine, auf. Hat die Verordnung von Benzodiazepinen wie z.B. Lexotanil und Diazepam eher abgenommen, so sind Präparate wie Zopiclon, Zolpidem, welche auch als Schlafmittel und auch zur Beruhigung eingesetzt werden, deutlich im Kommen. Das Problem ist oftmals, dass unser Körper sich an diese Substanzen relativ schnell gewöhnt, d.h. dass wir einerseits immer mehr davon brauchen und andererseits, dass unser Körper, sollten wir ihm diese Substanzen einmal nicht mehr geben, anfängt zu rebellieren und Entzugserscheinungen auftreten. Gerade für ältere Menschen ist die Gefahr, dass sie unter dem Einfluss von diesen Medikamenten nicht mehr so sicher auf den Beinen sind und Stürze sehr viel häufiger werden, zu beachten. Das Wichtigste ist, dass Sie sich mit Ihrem Arzt über Ihre Medikation austauschen, wirklich sich an die Verordnungsvorschriften halten und öfters einmal kritisch hinterfragen, ob das wirklich notwendig ist. Da diese Medikamente unsere Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Kontaktfähigkeit wesentlich negativ beeinflussen, ist es wünschenswert so frei wie möglich von Substanzen leben zu können.

 

Missbräuchlicher Konsum und Abhängigkeit

Die Problemlagen, die einen missbräuchlichen Konsum auslösen und / oder zu einer Abhängigkeitserkrankung führen sind vielfältig. Die Abhängigkeitsproblematiken können bereits vor Ende eines Berufslebens bestehen und sich verschlimmern oder sich mit den verändernden Lebensumständen im Älterwerden entwickeln.

Mögliche Auslöser in dieser Lebensphase können sein:

  • Verlusterfahrungen, Abnahme der familiären Beziehungen, Einsamkeit, Krankheiten
  • sich verändernde (Lebens-)sinnhaftigkeit und geminderte erlebte Wertschätzung
  • Veränderung der körperlichen Vitalität und Einschränkung der Mobilität
  • chronische Schmerzen
  • finanzielle Einschränkungen durch Altersarmut
  • Überforderung durch Pflege von Angehörigen

Um diese (über-)fordernden Lebensveränderungen zu bewältigen, helfen sich viele Menschen mit dem Konsum von Alkohol und/oder Medikamenten. Sie greifen damit auf schon bekannte Verhaltenswesen aus ihrem Leben zurück oder entwickeln sie aufgrund der veränderten Lebensbedingungen neu. In beiden Fällen gilt: Suchtprobleme sind lösbar!